Förderung von Gesundheit und Begegnung, Verbesserung der Lebensqualität, wichtige Standortvorteile: Es gibt viele gute Gründe für eine sport- und spielfreundliche Gestaltung von Städten und Gemeinden. Nur fehlt bislang ein breiter Wille in Politik und Gesellschaft, sich von jahrzehntealten Störern wie dem Auto zu verabschieden. Das betonten Wissenschaftler*innen zum Auftakt der Seminarreihe „Bewegung in der Stadt“ im Berliner Marshall-Haus nochmal eindringlich. Sie nahmen die Teilnehmer*innen mit in die Zukunft – wo ehemalige Parkplätze viel Raum zum Verweilen, Spielen und Toben bieten, wo Radfahrer*innen sich ohne Risiko ohne Helm fortbewegen, Schulwege Anlass zur Bewegung bieten und Verbindungsadern grün erschlossen sind. Es bedarf aber nicht nur eines großen Willens, um ein Umdenken zu bewirken. Für Peter Apel vom Planungsbüro Stadtkinder in Dortmund ist etwas anderes noch ganz essenziell: „Wichtig für mich als Stadtplaner ist, eine Haltung zu haben, die von Kindern lernt.“ Er schwört bei der Spielraumforschung auf Streifzüge durch die Stadt – gemeinsam mit Kindern. Apel erzählt von großen Überraschungen, die er dabei erlebt. Von grünen, hoch bewachsenen Wiesen, die Kinder ansteuerten, wenn sie nach ihren Lieblingsorten gefragt werden. Oder von kurzfristigen Baustellensandhügeln, die die Kinder magisch anziehen. Mit anderen Worten: Was Kinder als bewegungsfreundlich bewerten, ist für Erwachsene oft nicht ersichtlich. Manchmal auch nicht nachvollziehbar.
Die Gestaltung von kinderfreundlichen Städten und Kommunen wurde sträflich vernachlässigt. Apel sagt, für die verloren gegangenen Spielräume wurden Ersatzflächen geschaffen: Spielplätze. Er nennt das die „Verinselung von Kindheit“ und erklärt: „Kinder können sich Städte gar nicht aneignen. Zudem sind Spielplätze genormt.“ Was also tun? Kindern folgen. Durch ihre Stadt. Zuhören. Lernen. Und: den Verkehr eindämmen. Apel mahnt: „Wenn wir es nicht schaffen, den Verkehr zu organisieren, können wir die Stadt nicht zum Bewegungsraum für Kinderspiel machen.“
Neben Streifzügen durch Kommunen hat auch Landschaftsarchitekt Dirk Schelhorn Empfehlungen für die Praxis:
Schelhorns wohl wichtigster Tipp an alle Planer*innen und Entscheider*innen: „Denken Sie nicht, was nicht geht – machen Sie es einfach!“