Inklusion gewinnt im Planungsalltag von Spielplätzen zunehmend an Bedeutung. Wir begrüßen das sehr, denn (Frei-)Räume für alle zu kreieren, entspricht unserem Verständnis von einem sozialen, gleichberechtigten Miteinander. Aber was ist ein inklusiver Spielplatz?
Uns scheint, als wäre die größte Herausforderung nicht, inklusive Spielflächen zu schaffen, sondern im Planungsgespräch zunächst ein einheitliches Verständnis des Begriffs „Inklusion“ zu entwickeln. Denn Inklusion wird sprachlich inflationär verwendet, häufig nur auf bestimmte Personengruppen bezogen und eigentlich immer mit „Barrierefreiheit“ in einen Topf geworfen. Bevor wir also konkret über die Ausstattung von inklusiven Spielplätzen reden können, müssen wir klären, was unter Inklusion zu verstehen ist.
Inklusion ist kein starres Konzept, dass wir über die Spielplatzplanung stülpen können. Inklusion ist viel mehr ein sozialer Prozess, der darin besteht, dass jedes Individuum einer Gesellschaft als gleichwertig akzeptiert und behandelt wird. Die vollständige Inklusion wäre erreicht, wenn alle Menschen gleichermaßen und in allen Bereichen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Das größte Missverständnis in der Kommunikation über Inklusion ist, dass sich der Begriff ausschließlich auf die gleichberechtigte Teilhabe von beeinträchtigten Menschen bezieht. Oder noch schlimmer: Bei der Spielplatzplanung und von Spielgeräteherstellern werden Rollstuhlfahrende in den Fokus von inklusiven Konzepten gerückt. Rollstuhlschaukel oder Rollstuhlkarussell sind demnach die ultimative Lösung, um den Anforderungen nach Inklusion auf dem Spielplatz gerecht zu werden. Dabei müssen auch viele andere Gruppen berücksichtigt werden, dazu gehören z.B. sozial benachteiligte oder einkommensschwache Familien, Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund, ältere oder kranke Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Barrierefreiheit ist anders als die Inklusion ein technischer Prozess, der aber immer Teil der Inklusion ist. Denn mithilfe einer barrierefreien Gestaltung passen wir die Umwelt nach und nach so an, dass sie für möglichst viele Personengruppen gleichermaßen und uneingeschränkt nutzbar ist. Auch hier sind wir gedanklich häufig nur bei der Gruppe der Rollstuhlfahrenden. Und natürlich sind unter Barrierefreiheit auch Rampen statt Treppen, breite Türen und absenkbare Busse zu verstehen. Barrieren bauen wir aber auch durch einfache Sprache oder Gebärdendolmetscher*innen ab. Wegeleitsysteme helfen sehbeeinträchtigten Menschen und eine unkomplizierte Zuwegbarkeit erleichtert Vätern und Müttern mit Kinderwagen die Fahrt durch die Stadt. Barrieren finden sich im Alltag überall. Ziel sollte es sein, diese zu erkennen und Alternativen zu schaffen.
Ein weiterer Begriff, der der Inklusions-Debatte gerne beigemischt wird, ist die Integration. Aber auch hier müssen wir differenzieren. Der Leitgedanke von Inklusion ist: Wir müssen alle gemeinschaftlich eine Umwelt schaffen, die sich den Bedürfnissen und Anforderungen jedes Individuums anpasst. Dem gegenüber steht eine vorhandene Lebenswelt, der sich der Mensch anpassen muss. Hier wird die Person in ein starres, bestehendes System integriert, das sie oder ihn ggf. in der freien Entfaltung ihrer oder seiner selbst einschränkt.
Das Bewusstwerden darüber, wie allumfassend Inklusion verstanden werden muss, ist der erste Schritt für eine erfolgreiche inklusive Spielplatzgestaltung. Einen guten Einstieg ins Thema bietet Ute Eckhardt mit ihren praktischen Planungstipps, die in der Playground@Landscape erschienen sind. Darüber hinaus ist der Onkel Rudi, Hamburgs erster inklusiver Spielplatz, immer einen Besuch wert, um sich der Materie praktisch zu nähern. Gerne besprechen wir mit Ihnen persönlich, welche Maßnahmen geeignet sind, um Ihren Spielplatz zu einem Spielplatz für alle zu machen.